Sonntag, 28. September 2014

Viva Chile - Fiestas Patrias

Schon ganz schön lange her seit ich mich das letzte Mal gemeldet habe, aber ich war einfach so beschäftigt dass ich gar keine Zeit hatte (Standard-Ausrede, ich weiß ;) Dafür gibt es jetzt auch etwas zu erzählen.
Da Chilenen immer einen Grund zum feiern finden und ein Tag als Nationalfeiertag ja zu wenig wäre werden schlicht und einfach den ganzen September Fiestas Patrias gefeiert. Schon Ende August wurde mit den Vorbereitungen begonnen und alles in rot-weiß-blau (Chile-Flagge und so ;) geschmückt. In den dekorierten Supermärkten gab es Deko zu kaufen und es lief traditionelle Musik (die nicht unbeding meinen Geschmack traf), die Straßen wurden mit Copihue (typische Blumen, sehen ein bisschen aus wie umgedrehte Tulpen) geschmückt und überall gab es Tracht zu kaufen. Auch auf der Straße war öfter Mal Volksmusik zu hören und es gab Umzüge. Einmal durften auch wir an einem solchen ''desfile'' teilnehmen. Dazu fuhren wir mit einigen traditionell gekleideten Schülern nach Santa Fe, einem kleinen Dorf in der Nähe gefahren, wo bereits unglaublich viele Menschen waren - eindeutig mehr Besucher als Einwohner :D Am Umzug selbst nahmen verschiedene Schulen aus der Umgebung, das Militär, die Feuerwehr und noch viele mehr teil, alle in Uniform oder in traditioneller Kleidung (bis auf uns :D) Wir durften mitlaufen und auf ein Kind aufpassen, dass es nicht vom Pferd fällt.

Viele viele Menschen in Santa Fe

In der Schule wurden natürlich auch fleißig Vorbereitungen vorgenommen und Tänze eingeübt und - wie könnte es auch anders sein - Deko gebastelt.

 Die Turnhalle ist startklar

Auch wenn die Fiestas Patrias eigentlich den ganzen September andauern, der ''Hauptakt'' ist der ''dieciocho'', der 18. September, der Tag der Unabhängigkeit. Da dieser ein Feiertag ist, im Colegio aber natürlich trotzdem gefeiert werden muss, war die kurze Woche vom 15. bis zum 17. September eine ganz besondere Woche mit verschiedenen Aktivitäten.
Am Montag gab es nachmittags mehr oder weniger typische Spiele, bei denen das ganze Colegio, inklusive den Tías und Tíos großen Spaß hatte. Ich hab natürlich auch mitgemacht und meine Fähigkeiten im Sackhüpfen, Seilspringen oder auch mit ''Trompos'' (so etwas ähnliches wie Kreisel, die man mit einer Schnur zum drehen bringen muss) bewiesen.

 Reginas Meisterwerk, wir drei in Action :D bei ihr auf dem Blog gibts mehr Bilder, ich war leider unfähig...

Der Dienstag war der Tag der Tanzaufführungen - jede Gruppe führte einen Tanz aus den verschiedenen Regionen Chiles auf, was nicht nur Cueca, der eigentliche Nationaltanz, ist. Meine Gruppe führte zum Beispiel einen Tanz von der Insel Chiloé, den Chilote, auf. Beeindruckend waren die Tänze auf jeden Fall, die meisten Schüler können unglaublich gut tanzen (wie gefühlt alle Chilenen, wir mit unserem fehlendem Hüftschwung sehen da eher wie Roboter aus :D).

Tanzaufführung meiner Gruppe

Mittwoch war allerdings der beste Tag, da gab es nur noch Essen. Vormittags ein gemeinsames Frühstück für die Schüler und einen Cueca-Tanzwettbewerb, dann sind die Schüler mittags nach Hause gegangen und es gab noch Grillen für die Tías und Tíos. Auch wenn das Grillfleisch nicht so ganz meins ist (;P) gab es auch für mich leckeres Essen. An diesem Tag kamen alle Schüler und Lehrer in chilenischer Tracht, auch wir wurden kurzerhand in bunte Blümchenkleider gesteckt und als ''Alemanas chilenas'' (Chilenische Deutsche) bezeichnet :)

 Las Alemanas chilenas :)

Nach vielen Fotoshootings war am frühen Nachmittag dann Feierabend und wie es sich gehört haben wir abends noch Terremoto, ein typisch chilenischer Cocktail aus Vino Pipeño (süßer Wein), Ananaseis und Sirup, probiert. Terremoto heißt übrigens Erdbeben... ;D
Am Donnerstag, dem dieciocho selbst, und am Freitag waren dann Feiertage, die wir natürlich ausnutzen mussten und nach Santiago gefahren sind. Aber dazu gibt es einen extra Post.
Die ganze Deko, in die vor dem dieciocho viele Nachmittage Arbeit gesteckt wurde, ist inzwischen übrigens wieder abgehängt.

Ansonsten geht es mir wunderbar und die zwei Monate, die ich jetzt schon hier bin sind unglaublich schnell vergangen. Das mit dem Spanisch klappt auch immer besser, auch wenn manche Leute echt unverständlich reden :D
Auch das WG-Leben klappt wunderbar, wir sind gerade am Projekt Wohnungsverschönerung und haben uns schon einen Kräutergarten im Wohnzimmer zugelegt :D

Gartenarbeit :)

Wer mehr Bilder sehen möchte kann ja auf Reginas und Vronis Blog vorbeischauen, bei mir gibts eben mehr Text als Bilder :)

Ich hoffe euch geht's allen gut!




-- Miriam

Montag, 1. September 2014

Trabajo, trabajo

Jetzt bin ich schon fast einen Monat hier am anderen Ende der Welt. Die Zeit ging so unglaublich schnell vorbei, aber man ist hier ja auch immer beschäftigt.
Vor allem die Wohnung hält uns auf Trapp, sei es ein verstopftes Klo, ein Waschbecken das sich einfach weigert das Wasser abfließen zu lassen, leere Gasflaschen oder ähnliches. Seit ein paar Tagen sind wir immerhin im Besitz eines Minibackofens, da unser eigenlicher Backofen leider die Diagnose 'nicht mehr zu retten' hat. Auch wenn er klein ist erweitert sich die Speisekarte durch einen Backofen natürlich ziemlich :) Obwohl unsere Motivation etwas aufwändiges zu kochen abends nach der Arbeit eher gering ist und es oft nur zu Nudeln mit Soße reicht, werden wir eigentlich immer satt. Unsere Möglichkeiten werden auch ständig besser, vom Wasserkocher über den Herd bis hin zum Backofen :D
Aber weg vom Essen, hin zu den (anderen) wichtigen Dingen. Wie sieht eigentlich mein Tagesablauf hier aus?
Nach einer meistens viel zu kurzen Nacht fahren wir morgens um ca. 8.20 Uhr immer mit einer Tía, die nur zwei Straßen weiter wohnt, in die Schule. Das dauert ungefähr 15 Minuten und wir sollten um 8.45 da sein. Das klappt aber nicht immer weil in Los Ángeles um diese Uhrzeit ziemlich viele unterwegs sind (seeeeltenst kommt es auch vor dass entweder wir zu spät sind, die Tía zu spät ist oder die andere Tía, die wir auf dem Weg immer noch einsammeln zu spät ist :P)
In der Schule angekommen gibt es immer ein gemeinschaftliches vor dem Ofen stehen mit den Tías, bis dann nach und nach die Schüler eintrudeln. Vormittags bin ich immer bei den Retos Multiples 1, das sind 8 Kinder, die teilweise sehr schwer behindert sind. Einen großen Teil der Zeit nimmt hier das Essen ein, was eben etwas länger dauert. Wenn alle Kinder da sind geht's auch schon los mit dem Frühstück, aber nicht ohne vorher ein Begrüßungslied zu singen und zusammen mit den Kindern zu überprüfen, ob denn alle da sind. Letzte Woche war das eher weniger der Fall, da waren an einem Tag nur drei Kinder da (ist echt schlecht wenn die Tías nix zu tun haben, dann kommen sie auf dumme Ideen - da musste ich den halben Vormittag Cueca tanzen, den Nationaltanz, weil sie gemeint haben ich muss das jetzt lernen :D). Das Frühstück für die Kinder besteht meistens aus einem Brot mit Käse, Margarine oder Avocado und einem Becher heißer Milch. Wenn alle gegessen haben (und die Frühstückspause der Lehrer vorbei ist, in der alle 20 Minuten Pause und 20 Minuten Aufsicht irgendwo haben) gibts es eine ''actividad'', also irgend eine Aktivität mit den Kindern, wobei alle soweit mitmachen, wie sie eben können. Das kann zum Beispiel sein ein Bild auszumalen, mit verschiedenen ''Instrumenten'' Musik zu machen, zu tanzen, auf so großen Gymnastikbällen rumzuhüpfen oder (inklusive der Tía und mir) als Katze geschminkt auf dem Boden rumzukrabbeln (was allerdings eher improvisiert war :D).
Danach geht's auch schon weiter mit Essen, dann ist nämlich Zeit fürs Mittagessen. Das ist eine etwas kompliziertere Angelegenheit weil die Kinder verschiedene Sachen nicht essen können und auch ein paar gefüttert werden müssen. Ein Kind muss sogar über eine Magensonde ernährt werden und eines isst grundsätzlich nur püriertes Essen und nur Brot in normaler Konsistenz, aber nicht weil er es nicht essen könnte, er tuts nur einfach nicht. Immer wenn es nötig ist wird sich natürlich um Sachen wie Windeln wechseln und so weiter gekümmert. Um 13.00 ist dann Mittagspause, das läuft genauso wie in der Frühsückspause, eine halbe Stunde Pause und eine halbe Stunde Aufsicht. Ich muss da immer in die Turnhalle, wo alle Schüler ihre Pause verbringen. Da gehts manchmal ziemlich wild zu und es kommt gefühlt jeden Tag ein Schüler zu mir und beschwert sich dass er geschlagen wurde. Allerdings schafft es fast nie jemand mir zu verklickern wer denn der Übeltäter war, also kanns nicht so schlimm gewesen sein :)
Nach der Mittagspause wechsle ich mit den beiden Tías, mit denen ich zusammenarbeite in die Nachbargruppe, den Prebasico, also den Kindergarten. Das sind 10 Kinder (glaub ich) die insgesamt nicht so schwer behindert sind wie in der Gruppe, in der ich vormittags bin, 3 allerdings schon. Im Prebasico ist der Lärmpegel um einiges höher, die können teilweise richtig anstrengend sein. Hier gibt es nach dem Lied zur Begrüßung meistens auch eine ''actividad'', bei der die Kinder etwas lernen sollen. Einmal ging es zum Beispiel um Körperteile und darum, sich richtig anzuziehen (glaub ich zumindest :D). Dafür hat sich eine Tía zum Beispiel ihre Jacke falschrum angezogen und ihre Tasche mit dem Fuß hinter sich hergezogen und die Kinder sollten sie wieder ''sortieren''. Andere Male wurde Puzzle gemacht, gebastelt oder musiziert. Im Moment wird ein Tanz für den 18. September, den Nationalfeiertag, der hier seeeeehr groß gefeiert wird, eingeübt. Aber auch hier darf das Essen natürlich nicht vergessen werden, also gibt es ziemlich bald ''colación'', ein Snack am Nachmittag oder so :D Dafür bringen die Kinder eine Kleinigkeit, zum Beispiel Joghurt oder Kekse von zu Hause mit. Wenn alles geschafft ist werden die Kinder gewickelt bzw. aufs Klo geschickt, angezogen und mit einem Parfüm eingesprüht (Parfüm ist hier anscheinend sehr wichtig, jeder riecht danach), dass sie auch ''sauber'' zu Hause ankommen. Gegen halb 4 werden die Schüler mit den Bussen wieder nach Hause gebracht. Dann müssen noch die Salas, also die ''Klassenzimmer'' geputzt werden. Wenn alles erledigt ist wird sich noch eine Beschäftigung gesucht, die am Donnerstag daraus besteht, dass alle Tías die Lust haben zusammen mit dem Direktor Carlos Fußball spielen.
Um 5 Uhr haben wir dann Feierabend und fahren entweder mit einem Lehrer oder mit dem Bus (das ist auch manchmal etwas abenteuerlich, von wegen fehlende Türen und so) wieder nach Hause, wo dann blöderweise noch was zu Essen her muss. Noch blöder ist wenn wir erst noch einkaufen müssen, weil eigentlich sind wir ja immer müde :) Aber wir kriegen das alles bis jetzt eigentlich ganz gut auf die Reihe und langsam kehrt auch sowas wie Alltag ein. Dieser Alltag bestand letzte Woche zwar vor allem aus Husten und Schnäuzen, wir sind nämlich alle drei krank (hier bitte Mitleid einfügen :D), aber eigentlich geht es mir hier echt super :)

Damit man sich vorstellen kann wo ich eigentlich arbeite, hier noch ein paar Fotos von der Schule. Von den Kindern gibt es erstmal noch keine Bilder, weil ich noch nicht weiß inwieweit ich das machen kann/will. 




 da war wohl die Linse dreckig, ich schäm mich ja schon ;P
 ein Pampahase, sieht ein bisschen komisch aus ist aber eigentlich ganz süß
 Salas
 noch mehr Salas
durch die Tür in der bunten Wand geht's in die Turnhalle, rechts in den Speisesaal





--Miriam